Dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert entstammen viele zentrale Werke und Argumente der neuzeitlichen Philosophie. So stellt sich Descartes in seinen Meditationes radikalen Zweifeln und findet letztlich in der Selbstgewissheit des denkenden Ich ein Fundament, auf dem er die Wissenschaft glaubt aufbauen zu können. Mit seiner Erklärung der Planetenbewegungen gelingt Newton in den 1687 veröffentlichten Principia mathematica philosophiae naturalis ein säkularer Erfolg, der auch der Philosophie viel zu denken gibt. Spinoza entwickelt seine monistische Substanzontologie und entwirft eine Ethik nach dem Vorbild der Geometrie. In England und Schottland wird durch Berkeley und Hume im Anschluss an Locke der Empirismus weiterentwickelt. In der Ethik setzen einige berühmte Briten auf den Gedanken, dass moralisches Handeln und Urteilen auf Einfühlung in den Mitmenschen beruht - ein Ansatz, der in Adam Smiths The Theory of Moral Sentiments seine vielleicht eindrucksvollste Ausarbeitung erfährt. In Humes Überlegungen zur Ethik schiebt sich demgegenüber der Begriff des Nutzens in den Vordergrund, der zentral für die utilitaristische Ethik wird. Und schließlich revolutioniert Kant mit seiner 1781 erstmals erschienenen Kritik der reinen Vernunft die theoretische Philosophie; wenig später begründet er mit seiner Grundlegung zur Metaphysik der Sitten einen neuen modernen Ethikansatz. In dieser Veranstaltung wollen wir uns gemeinsam einen Überblick über die wichtigsten Werke des 17. und 18. Jahrhunderts erarbeiten. In systematischer Hinsicht sollen dabei die Erkenntnistheorie, die nun meist den Beginn philosophischen Denkens markiert, die Metaphysik und die Ethik im Mittelpunkt stehen. Dabei werden wir uns wichtige Textstellen im Original ansehen. Wir greifen vor allem auf einige Textabschnitte zurück, die in folgender Sammlung abgedruckt sind: Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung, Band 4 (Empirismus) und Band 5 (Rationalismus), Stuttgart (Reclam), mehrere Auflagen. Es wird kein besonderes Vorwissen, dafür aber die Bereitschaft zur Mitarbeit erwartet.
Update C.B., 7/2006