Was sollen wir tun? Wann ist ein Handeln moralisch gut? Und was ist ein guter
Charakter? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die normative Ethik. Der
Utilitarismus ist nun eine der modernen Ausprägungen normativer
Ethik. Für einen Akt-Utilitaristen ist diejenige Handlung richtig, die
den Gesamtnutzen, die Summe aller Güter maximiert. Dabei wird
unterstellt, daß sich alle Faktoren, die für die moralische
Beurteilung einer Handlung relevant sind, unter dem Gesichtspunkt eines
Gesamtnutzens verrechnen lassen.
Der Utilitarismus besticht zunächst durch sein einfaches Theorieformat:
Alle relevanten Überlegungen werden in eine einzige Größe
absorbiert, die es dann zu maximieren gilt. Aber vielleicht macht es sich der
Utilitarismus damit zu einfach. Das haben auf jeden Fall die Kritiker des
Utilitarismus eingewandt. Andere Einwände gegen den Utilitarismus
betreffen den Status von Rechten.
In Reaktion auf solche Kritik wurde der Utilitarismus weiterentwickelt. Einige
Ethiker haben sich zum Beispiel dem Regel-Utilitarismus zugewandt. Richard
Hare hat einen Zwei-Ebenen-Utilitarismus konzipiert. Doch auch diese
Neuansätze wurden scharf kritisiert.
In dem Seminar wollen wir verschiedene Varianten des Utilitarismus und die
Kritik daran kennenlernen und kontrovers diskutieren. Dabei werden wir uns nur
sehr kurz mit dem klassischen Utilitarismus beschäftigen; der Schwerpunkt
des Seminars liegt auf neueren Ansätzen und Arbeiten im Umkreis des
Utilitarismus. Wir werden unter anderem Texte von G. E. Moore, J. Rawls,
R. Hare und Ch. Taylor lesen.
Literatur wird im Seminar angegeben. Es ist empfehlenswert, bereits vor dem Besuch des Seminars J. St. Mill, Der Utilitarismus (engl. derselbe, Utilitarianism), Kapitel 1, 2 und 4 zu lesen. Eine neue zweisprachige Reclam-Ausgabe erscheint im August 2006.
Einen Schein für aktive Teilnahme erhält, wer während des Semesters mehrere kleine Aufgaben schriftlich löst.
Im B.A.-Studiengang kann dieses Seminar für die Module 5 oder 7
(Kernfach) bzw. für das Modul 9 (Komplementfach) angerechnet werden.
Für Studentinnen und Studenten, die nach der LPO 2003 studieren, eignet
sich dieses Seminar für die Module 4 oder 6. Auch Studentinnen und
Studenten aus Nebenfächern sind willkommen. Das Seminar setzt
Grundkenntnisse der normativen Ethik voraus, wie sie etwa in der
"Einführung in die praktische Philosophie" vermittelt werden. Im
Prinzip sind aber alle willkommen, die zur Mitarbeit im Seminar bereit sind.
Die Sitzung am 9.1. muß wegen einer auswärtigen Vortragsverpflichtung leider ausfallen. Dafür werden die drei Sitzungen am 16.1., am 23.1. und am 30.1. bis 17:55 dauern.
Allen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern schöne Semesterferien
Update C.B., 12/2006